Unternehmenshandbuch zu Sorgfaltspflichten im Kakaosektor

Ausmaß und Wirkung der Bekämpfung von Kinderarbeit und Zwangsarbeit durch Zusammenarbeit steigern

Abstract

In diesem letzten Kapitel wird untersucht, wie Unternehmen im Kakaosektor gemeinsame Initiativen nutzen können, um ihre Due-Diligence-Bemühungen zu verstärken und systemische Veränderungen in der gesamten Branche anzustoßen.

Verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und kooperative Aktionen im Kakaosektor

Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten

Branchen- und Multi-Stakeholder-Initiativen können die Due-Diligence-Maßnahmen eines Unternehmens unterstützen und stärken – sei es bei der Entwicklung von Leitlinien, der Beurteilung menschenrechtlicher Auswirkungen oder der Nachverfolgung von Fortschritten auf Branchenebene. Diese Form der Zusammenarbeit ermöglicht es, Informationen zu menschenrechtlichen Risiken und Auswirkungen zu bündeln, Einflussmöglichkeiten zu verstärken und effektive Maßnahmen auszuweiten. Sie kann auch dazu beitragen, die Transparenz in den einzelnen Sektoren zu erhöhen, Kosten zu teilen und Einsparungen zu erzielen. Allerdings befreit die Zusammenarbeit das einzelne Unternehmen nicht von seiner Verantwortung, Maßnahmen zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten zu ergreifen und menschenrechtliche Risiken und Auswirkungen, wie Kinderarbeit und Zwangsarbeit, zu ermitteln, zu verhindern und dagegen vorzugehen.

Zusammenarbeit zur Bewältigung systemischer Herausforderungen für die Menschenrechte im Kakaosektor

Kollaborative Ansätze sind ein gutes Instrument, um die eigentlichen Ursachen und systemische Probleme anzugehen und können durch verschiedene Maßnahmen gefördert werden:

• Staatliche Stellen einbeziehen: Die staatlichen Stellen sind die wichtigsten Akteure im Kampf gegen Kinderarbeit und Zwangsarbeit im Kakaosektor. Unternehmen können staatliche und kommunale Initiativen unterstützen, indem sie die Transparenz entlang der Lieferkette erhöhen und bei den Bemühungen um Minderung und Abhilfe mitwirken. Sie können auch mit staatlichen Stellen auf regionaler oder nationaler Ebene zusammenarbeiten, um Gesetze, Richtlinien und Maßnahmen zu fördern, die ein verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln oder die Durchsetzung von Rechtsvorschriften begünstigen.

• Informationen bündeln und gemeinsame Datensysteme entwickeln: Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen kann beispielsweise dazu beitragen, glaubwürdige und zugängliche Datenquellen zu Kinderarbeit und Zwangsarbeit im Kakaosektor und zu ihren eigentlichen Ursachen zu entwickeln. Die Aufnahme der Daten in öffentliche Datenbanken erhöht ihre Transparenz und kann das kollektive Wissen um die Problematik bereichern, um einen breiteren Wandel herbeizuführen.

• Von bestehenden Initiativen lernen und auf ihnen aufbauen: Durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, staatlichen Stellen, internationalen Organisationen und anderen Akteuren, die aktiv gegen Kinderarbeit und Zwangsarbeit vorgehen, können Doppelarbeit und eine Zersplitterung der Anstrengungen vermieden werden. Unternehmen können z. B. in Erwägung ziehen, sich an internationalen Initiativen zu beteiligen, die sich für kinder- und zwangsarbeitsfreie Lieferketten einsetzen, wie z. B. die ILO-Plattform für Kinderarbeit und das Global Business Network on Forced Labour sowie die ICI. Die Zusammenarbeit kann auch die Koordination verschiedener Unternehmensinitiativen im Rahmen des CLMRS unterstützen und zur Steigerung und Verbesserung der Wirksamkeit nationaler Systeme beitragen (UNICEF, 2022[21]).

  • Kinder, Kinderrechtsgruppen und Personen mit Fachkenntnissen auf dem Gebiet der Zwangsarbeit einbeziehen: Kinder und ihre Vertreter*innen sowie die Vertreter*innen von Opfern von Zwangsarbeit stellen eine separate und wichtige Gruppe dar, die dazu beitragen kann, die Qualität der eigenen Analysen eines Unternehmens und sein Verständnis der Situation zu verbessern, indem sie hilft, Informationslücken zu schließen und Probleme aufzudecken, die andere Stakeholder möglicherweise übersehen – insbesondere in Bezug auf die Ursachen von Kinderarbeit oder Zwangsarbeit in einer bestimmten Region.

• Sektorübergreifend zusammenarbeiten: Durch eine sektorübergreifende Zusammenarbeit (d. h. über den Kakaosektor hinaus) können wirksame Präventions- und Minderungsmaßnahmen eine neue Dimension erhalten. Gleichzeitig kann dadurch verhindert werden, dass branchenweite Anstrengungen zur Beseitigung von Kinderarbeit und Zwangsarbeit Kinder dazu veranlassen, Arbeit in anderen Sektoren zu suchen, beispielsweise im Agrarsektor, im artisanalen Bergbau, in der Bekleidungs-/Textilbranche oder im Sexgeschäft.

• Einen Landschaftsansatz verwenden: Ein Landschaftsansatz bezieht alle maßgeblichen Akteure in einem bestimmten geografischen Gebiet ein, beispielsweise andere Unternehmen, zivilgesellschaftliche Organisationen, internationale Organisationen, staatliche Stellen auf nationaler und regionaler Ebene sowie Multi-Stakeholder-Organisationen. Dieser Ansatz ermöglicht es, die Bekämpfung der Kinderarbeit in Verbindung mit anderen Anliegen, wie Bildung, Gesundheit, Wasser- und Sanitärversorgung, sowie anderen Kinderschutzmaßnahmen anzugehen.