Erfolgreiches Lernen hängt nicht nur von einem guten Unterricht und der Fähigkeit Wissen zu speichern ab, sondern auch davon, wie die Schüler beim Lernen vorgehen. Dies besagt ein neuer OECD Bericht, der auf einer Befragung von 15-Jährigen in 26 OECD Ländern basiert.
Der Bericht Learners for Life - Student Approaches to Learning liefert den Beweis, dass Schüler, die stark motiviert sind und an ihre eigenen Fähigkeiten glauben, besser zu einem selbstregulierten Lernen in der Lage sind, was ihnen dabei hilft, bessere Leistungen in der Schule zu erzielen.
Gemäß den Erkenntnissen der Studie sollten sich die Bildungssysteme nicht nur auf die Bereitstellung eines soliden Unterrichts konzentrieren, sondern den Schülern dabei helfen, Einstellungen und Verhaltensweisen zu entwickeln, die ihnen ein wirksames selbstgesteuertes Lernen in der Schule und im Berufsleben ermöglichen. Folgende Länder haben an der Untersuchung teilgenommen: Österreich, Australien, Belgien (flämische Gemeinschaft), Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Deutschland, Ungarn, Island, Irland, Italien, Korea, Luxemburg, Neuseeland, Norwegen, Portugal, Schottland, Schweden, Schweiz und die USA.
Der Bericht basiert auf Daten der internationalen Schulleistungsstudie PISA 2000, die das Wissen und die Kenntnisse von 15-Jährigen in 43 Ländern bewertete. Im Rahmen von PISA wurden Schülerinnen und Schüler über vier Aspekte ihrer Herangehensweise an das Lernen befragt: ihre Motivation, ihre Einschätzung der eigenen Fähigkeiten (d.h. Selbstvertrauen), ihre Lernstrategien und ihre Präferenzen für kooperative oder wettbewerbsorientierte Lernformen.
Nach ihren eigenen Angaben zum Lernen lassen sich die Schüler vier verschiedenen Lernergruppen zuordnen. Die Gruppe der lernstärksten Schüler zeichnet sich sowohl durch einen häufigen Einsatz von effektiven Lerntechniken und -strategien aus als auch durch Einstellungen und Überzeugungen, die das Lernen fördern. Die Schüler dieser Gruppe verwenden vorrangig Strategien, die auf das Verstehen und Durchdringen des Gelernten abzielen und die als Elaborations- und Kontrollstrategien bezeichnet werden. Sie haben meist mehr Freude am Lesen, ein besonders hohes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, sogar schwierige Ziele zu erreichen und strengen sich beim Lernen an..
In Finnland, Norwegen und den Vereinigten Staaten gehören 28 % der Schüler zur Gruppe der starken "Lerner", während im flämischen Teil von Belgien und in der Schweiz lediglich 23 % zu dieser Gruppe zählen (siehe Abbildung 1). Schüler, die an Hand dieser Eigenschaften als "stärkste Lerner" klassifiziert werden, schneiden auf der PISA-Leistungsskala im Länderdurchschnitt um 63 Punkte oder fast eine Kompetenzstufe besser ab als Schüler, die der Kategorie "lernschwache Schüler" angehören.
Der Bericht zeigt nicht nur, dass die Wahrscheinlichkeit, eine höhere Kompetenzstufe zu erreichen, bei Schülern, die stark motiviert sind und z.B. gerne lesen, viel größer ist, sondern weist auch nach, dass Schüler, die ihren eigenen Fähigkeiten vertrauen, bessere Ergebnisse erzielen und dass besonders Schüler, die effektive Lernstrategien anwenden, dazu tendieren, ihre eigenes Lernen besser zu kontrollieren.
Diese Schüler überlegen eigenständig, was sie lernen müssen. Sie überwachen ihre Lernfortschritte selbst und verlassen sich nicht darauf, dass ihnen die Lehrer die einzelnen Schritte auf dem Weg vorgeben. Schüler, die ihr Lernen kontrollieren, erreichen in der Schule bessere Ergebnisse und sind darüber hinaus auf das lebensbegleitende Lernen, d.h. der Fortsetzung des Lernens ausserhalb des Klassenraums besser vorbereitet.
Der Bericht zeigt, dass es beim Zusammenhang zwischen den verschiedenen Lernmethoden und den Schülerleistungen in allen OECD Ländern trotz der unterschiedlichen Kulturen und Bildungssysteme auffallende Ähnlichkeiten gibt. In den meisten OECD Ländern haben die Schulen zumindest einige Schüler, die nicht ausreichend selbstbewusst und schlecht motiviert sind sowie wenige effektive Lernstrategien anwenden, was darauf hindeutet, dass die wichtigste Aufgabe für individuelle Schulen darin besteht, sich mit den Problemen der schwächsten Schüler auseinanderzusetzen.
Der Bericht zeigt auch quer durch alle Länder, dass Schüler dazu neigen, mehr Vertrauen in ihre Lesefähigkeiten als in ihre mathematischen Fähigkeiten zu haben. Trotz dieser Ähnlichkeiten gibt es auch Unterschiede zwischen den Ländern. So haben dänische Schüler das höchste und koreanische Schüler das geringste Vertrauen in ihre Lesefähigkeiten und mathematischen Fähigkeiten (siehe Abbildung 2).
Der Bericht stellt auch Unterschiede bei den Lernmethoden zwischen den verschiedenen Schülergruppen fest:
Insgesamt kommt der Bericht zu der Erkenntnis, dass durch Verbesserungen bei den Lernmethoden und der Motivation von Schülern noch erhebliche Bildungsgewinne erzielt werden können. Nahezu ein Fünftel aller Unterschiede bei den Leseleistungen der Schüler lässt sich auf die Effektivität der Lernvoraussetzungen im Sinne von Lernstrategien, Motivation und leistungsbezogenem Selbstvertrauen zurückführen. Die Bildungsreformen sollten die Bildungssysteme nach Möglichkeit umorientieren, um sicherzustellen, dass Lehrende Schülern bewusst den Weg zum "Wie des Lernens" weisen und ihnen dabei helfen, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen, Selbstvertrauen aufzubauen und Interesse am Lernen zu finden. Das erfordert möglicherweise auch Änderungen bei der Lehrerausbildung. Pädagogische Unterstützungsprozesse zur Förderung des verantwortungsvollen und selbstregulierten Lernens sollten ein zentrales Element der Lehrerausbildung darstellen.
Der Bericht Learners for Life - Student Approaches to Learning kann von der OECD Pressestelle (Tel: 0033 1 4524 9700) angefordert werden.
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