Die statistischen Daten für Israel wurden von den zuständigen israelischen Stellen bereitgestellt, die für sie verantwortlich zeichnen. Die Verwendung dieser Daten durch die OECD erfolgt unbeschadet des völkerrechtlichen Status der Golanhöhen, von Ost-Jerusalem und der israelischen Siedlungen im Westjordanland
OECD-Wirtschaftsausblick, Ausgabe 2019/1

Israel
Das Wirtschaftswachstum wird den Projektionen zufolge etwas nachgeben, mit rd. 3% in den Jahren 2019 und 2020 aber kräftig bleiben. Während die Expansion der Exportmärkte aufgrund der weltweiten Konjunkturverlangsamung auf kurze Sicht einen Dämpfer erhält, dürfte die Inlandsnachfrage durch die weiterhin dynamische Arbeitsmarktentwicklung, die niedrigen Zinsen und die expansive Fiskalpolitik gestützt werden. Die Inflation wird wohl anziehen, aber in der unteren Hälfte des von der Zentralbank festgelegten Zielkorridors bleiben.
Der makroökonomische Rahmen wird etwas gestrafft werden müssen, damit die Haushalts- und die längerfristigen Inflationsziele eingehalten werden können und Spielraum bleibt, falls Abwärtsrisiken eintreten. Zur Deckung des Investitionsbedarfs im Infrastruktur- und im Bildungsbereich und zur Förderung eines inklusiveren Wachstums sollte die Regierung erneute Anstrengungen unternehmen, um die Effizienz des öffentlichen Sektors zu steigern und die Staatseinahmen durch eine verbesserte Steuerstruktur zu erhöhen.
Das Wirtschaftswachstum entspricht in etwa der Potenzialrate
Das Wachstum ist nach wie vor kräftig, was der dynamischen Entwicklung der Investitionen (ohne Wohnungsbau) und des privaten Verbrauchs zuzuschreiben ist. Die Industrieproduktion ist wieder gestiegen und das Geschäftsklima hat sich zum Jahresbeginn aufgehellt. Es herrscht fast Vollbeschäftigung, allerdings sind Zeichen einer Abkühlung am Arbeitsmarkt zu erkennen. Die Arbeitsplatzschaffung im Unternehmenssektor verlangsamt sich und die hohe Vakanzquote ist etwas gesunken.
Unter dem Einfluss des starken Lohnwachstums sind die Preise für nichthandelbare Güter in die Höhe geschnellt, sodass die Gesamtinflation im zweiten Halbjahr 2018 den unteren Rand des 1-3%-Zielkorridors der Zentralbank überschritten hat. Das kräftige Wachstum der Dienstleistungsexporte setzt sich fort und die flauen Warenexporte haben sich im bisherigen Jahresverlauf 2019 etwas belebt. Dadurch verringert sich das Handelsdefizit.
Labour market and consumer price inflation: Israel

1. Shaded area is the Bank of Israel's inflation target range.
Source: OECD Economic Outlook 105 database; Bank of Israel; and CBS Israel.
Israel: Demand, production and prices
Die Fiskalpolitik muss umsichtig bleiben und zugleich ein inklusiveres Wachstum fördern
Die Ausgabenverpflichtungen der öffentlichen Hand, u.a. für Infrastruktur, Soziales und Wohnungsbau, werden 2019 dem Wachstum Auftrieb geben. Sofern keine zusätzlichen – in den Projektionen nicht berücksichtigten – Konsolidierungsmaßnahmen ergriffen werden, wird das Haushaltsdefizit erheblich ansteigen, und zwar deutlich über die Zielwerte der Regierung hinaus (die für 2019 und 2020 bei 2,9% bzw. 2,5% des BIP angesetzt sind). Da nahezu Vollbeschäftigung herrscht, sollte die neue Regierung ihr Augenmerk auf die Wahrung fiskalischer Spielraume und die Einhaltung der Defizitziele richten. Dazu müssen die Ausgaben, u.a. durch Effizienzsteigerungen, eingedämmt und die Steuereinnahmen erhöht werden, vorzugsweise durch einen Abbau von Steuervergünstigungen, wie z.B. der Mehrwertsteuerausnahmen für Obst und Gemüse sowie für Fremdenverkehrsleistungen. Die Zentralbank hat ihren Leitzins im November 2018 zum ersten Mal seit fast vier Jahren erhöht – von 0,1% auf 0,25%. Da die Inflation wieder im Zielkorridor der Zentralbank liegt, die Arbeitslosigkeit immer noch niedrig und die Produktionslücke positiv ist, sollten die Zinsen weiter schrittweise angehoben werden.
Es bedarf Strukturreformen, um die Produktivität zu erhöhen und die starke sozioökonomische Ungleichheit zu verringern. Dazu gilt es, Produktmarktreformen zu verfolgen, um den Wettbewerb in strukturschwachen Branchen anzukurbeln, das Regulierungsumfeld unternehmensfreundlicher zu gestalten und das Kompetenz- und Bildungsniveau benachteiligter Gruppen wie auch die Arbeitsanreize für diese weiter zunehmenden Bevölkerungsgruppen zu erhöhen. Zudem sollte auf eine Verringerung der vergleichsweise großen Ungleichgewichte zwischen den Kommunen hingewirkt werden, z.B. durch Änderungen der Finanzbeziehungen zwischen den verschiedenen Gebietskörperschaften sowie eine Umschichtung der Mittelzuweisungen der zentralen Ebene zugunsten von Schulen und Dienstleistungen in benachteiligten Gemeinden.
Das Wachstum wird den Projektionen zufolge etwas nachlassen
Das Wachstum der Inlandsnachfrage wird nach und nach in dem Maße abnehmen, wie sich die angespannte Arbeitsmarktlage stabilisiert und die höheren Zinsen das Verbrauchs- und Investitionswachstum bremsen. Eine leichte Erholung an den Exportmärkten, die Erschließung neuer Offshore-Gasfelder und neue Produktionsanlagen im Hightech-Sektor dürften im Projektionszeitraum die Handelsbilanz verbessern und die Konjunktur stützen. Zunehmende geopolitische Spannungen in der Region und eine längere Phase politischer Unsicherheit nach den jüngsten Wahlen könnten sich negativ auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken. Das Wachstum könnte aber auch stärker ausfallen als erwartet, sollten sich die Exporte infolge einer rascheren Erschließung der neuen Gasfelder schneller erholen.