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OECD fordert Überprüfung der Massnahmen zur Unterstützung von Schülern mit besonderen Bedürfnissen

 

20/12/2003 - Die Unterstützung von behinderten oder sonstig benachteiligten Schülern unterscheidet sich von Land zu Land erheblich und erfordert zusätzliche Ressourcen. Eine neue OECD Studie schlägt daher vor, dieses Politikfeld einer Überprüfung zu unterziehen.

Die Bildungspolitikanalyse 2003 untersucht, wie man mit drei Arten von besonderen Bedürfnissen - Behinderungen, Lernschwierigkeiten und andere Benachteiligungen - in 20 OECD Ländern* umgeht. Während alle Länder es sich zur Pflicht erhoben haben, dafür Sorge zu tragen, dass benachteiligten Schülern gleiche Bildungschancen eingeräumt werden und alle dafür Massnahmen entwickelt haben, enthüllt die Studie erhebliche Unterschiede bei der Art und Weise, wie dabei vorgegangen wird.

In Belgien (Flandern), Kanada (New Brunswick), der Tschechischen Republik und den USA erhalten zumindest 3 % aller Schüler wegen anerkannter Behinderungen zusätzliche Mittel. In Mexiko bekommen weniger als 1 % der Schüler eine solche Hilfe.

In Belgien (Flandern) werden nahezu alle Schüler mit anerkannten Behinderungen in Sonderschulen ausgebildet, während in den USA fast alle Regelschulen besuchen.

In Finnland erhalten 20 % aller Schüler zusätzliche Ressourcen wegen anhaltender Lernschwierigkeiten. In Großbritannien beträgt der Anteil 14 %, während der Anteil in den meisten anderen untersuchten Ländern bei weit unter 10 % liegt. In vier Ländern aus dieser Gruppe - Frankreich, Luxemburg, Mexiko und Spanien - erhalten weniger als 2 % der Schüler eine solche Unterstützung.

Spanien, Kanada (New Brunswick) und Großbritannien erziehen Schüler mit Lernschwierigkeiten in normalen Klassen. Im Gegensatz dazu besuchen in Deutschland und den Niederlanden mehr als die Hälfte dieser Schüler Sonderschulen.

Das Ausmaß, in dem Schüler mit besonderen Bedürfnissen eher Regelschulen als Sonderschulen besuchen, ist ein Indikator dafür, wie gut sich Regelschulen an unterschiedliche Erfordernisse anpassen können. Um die Schulsysteme fairer für Schüler mit besonderen Bedürfnissen zu machen und den Regelschulen bei der Ausbildung dieser Schüler zu helfen, empfiehlt der OECD Bericht, dem Lehrpersonal ein kohärenteres und gezielteres Training als bis jetzt zuteil werden zu lassen. Die Schulbehörden müssen die Lehrer auch ermutigen, ihre Erfahrungen untereinander auszutauschen und mit Psychologen, Ärzten und Sozialtherapeuten, Eltern und anderen Mitgliedern der Gemeinschaft enger zusammenzuarbeiten.

Die diesjährige Bildungspolitikanalyse untersucht auch die radikalen Reformen, die in einigen Ländern in den letzten Jahren beim Hochschulmanagement durchgeführt wurden. Trotz mehr Eigenständigkeit bei der Führung des Hochschulbetriebes üben die Regierungen durch andere Maßnahmen Einfluss aus wie z.B. neue Evaluierungsmechanismen und die Verknüpfung der Bereitstellung von Finanzmitteln mit dem Anbieten von spezifischen Studienprogrammen. Die internen Leitungsstrukturen von Hochschuleinrichtungen haben sich auch grundlegend verändert und gleichen mehr dem Management eines Wirtschaftsunternehmens.

Ein weiterer Abschnitt bewertet die Anreize für Privatpersonen, Arbeitgeber und Regierungen, in die Weiterbildung von Erwachsenen zu investieren. Unter den gegenwärtigen Bedingungen sind die Anreize  meist nicht stark genug, um den Einzelnen oder den Staaat dazu zu ermutigen, viel Zeit und Geld in das lebensbegleitende Lernen zu investieren. Einige Länder haben versucht, Programme für lebenslanges Lernen durch Kofinanzierungsmodelle für Erwachsenenbildung zu fördern, wobei alle Beteiligten - Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Regierungen - einen Beitrag dazu leisten. Die Programme haben dem Einzelnen eine größere Auswahl bei der Nutzung von Weiterbildungschancen ermöglicht. Es hat sich jedoch als schwierig herausgestellt, an die benachteiligten Gruppen, die eine Weiterbildung am stärksten benötigen, heranzukommen.

Die diesjährige Bildungspolitikanalyse untersucht auch die Art und Weise, in der sich die Rolle der Berufsberatung in vielen Ländern erweitert und Teil des Prozesses des lebenslangen Lernens wird. Neben der traditionellen Unterstützung von Schülern und Studierenden, sich für einen Beruf oder einen Studiengang zu entscheiden, gibt es einen wachsenden Bedarf an Karriereberatern, die bei der breiteren Entwicklung von Laufbahnplanungskompetenzen helfen und die Beratung auf das ganze Leben erstrecken. Gegenwärtig wird eine solche Unterstützung jedoch hauptsächlich von Stellensuchenden im Rahmen der staatlichen Arbeitsvermittlung genutzt. Um den Zugang der Bürger zur Berufs- und Karriereberatung auszubauen, empfiehlt die Studie: neue Wege bei der Finanzierung der Berufs- und Karriereberatung, einschließlich individueller Lernkonten und breitere Nutzung von Marktmechanismen; Reformen bei der staatlichen Arbeitsvermittlung, um ihre Rolle bei der Förderung des lebensbegleitenden Lernens zu stärken und breitere Nutzung von webbasierten Beratungstechniken und -diensten.

Journalisten können einen PDF file oder eine gedruckte Version der Education Policy Analysis 2003 von der OECD Pressestelle (0033 1 4524 9700) anfordern.

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* Von der Analyse erfasste Länder: Belgien (Flämische Gemeinschaft), Kanada, Tschechische Republik, Finnland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Italien, Japan, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Polen, Spanien, Schweden, Schweiz, Türkei, Großbritannien und die Vereinigten Staaten.

 

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